Wie lang ist ewig?
Geschichten tragen durchs Leben. Kurzgeschichten über Tod und die Ewigkeit helfen Abschied und Trauer aus einer anderen Perspektive zu sehen. Kommen zu dem Vorgelesenen noch nachdenkliche und fröhliche Melodien entsteht Hoffnung, Licht und Zuversicht.
Genau das hat der Freitagabend (8. November) in der Heuchelheimer Kirche erzeugt. Die Kombination aus Texten aus dem Buch „Wie lang ist ewig“ von Susanne Niemeyer, gelesen von Martina Weber, und Musik von Ralf Schäfer an der Orgel ist zu einer wohlklingenden Symbiose geworden. Einziger Wehmutstropfen: Die Zeitplanung der beiden Protagonisten war mit etwas mehr als zwei Stunden etwas ausufernd. Allerdings erzeugten die Geschichten von Susanne Niemeyer übers Sterben, Abschiednehmen, die letzte Lebensphase und die Frage nach der Ewigkeit so natürliche Bilder, dass es faszinierte immer noch einer Passage aus ihrem Buch zu lauschen.
Martina Weber hatte das Buch bewusst gewählt, um es im November mit seinen Trauer- und Gedenktagen vorzustellen. „Es ist mein persönlicher Schatz, in dem Niemeyer märchenhaft und Weise über Leben und Tod schreibt“, erklärte Weber. Ralf Schäfer hatte zu jedem Themenblock ein passendes Lied ausgewählt, das er an der Orgel spielte.
Zum Start in den Abend ließ er Pasinis „For you“ erklingen. Es folgten noch Titel wie „Du bist mein Zufluchtsort“ oder „Strahlen brechen viele aus einem Licht“. Die gut drei Dutzend Gäste in der kleinen Kirche summten als „Wie schön, dass du geboren bist“ anstimmte wurde. Mit ruhiger, klarer, warmherziger Stimme präsentierte Weber die Kurzgeschichten. Einzelne Sätze prägten sich auf diese Weise rasch ein, wie: „Am Ende bin ich Tod und habe nichts von der Süße gehabt.“
Oder die Gespräche zwischen dem Großvater, der müde und erschöpft vom Leben, im Bett liegt und seinem unbekümmerten Enkel, der Fragen stellte wie: „Muss man, wenn man stirbt wirklich alles zurücklassen?“ Worauf der Senior antwortete: „Der Tod ist unendlich, er will nicht böses, er kommt, wenn dein Leben dich verlässt.“ In einer anderen Sequenz wurde deutlich, dass das Sterben heute immer mehr ins Abseits und die Einsamkeit gedrängt wird. Dann geht es um Liebe, die auch nach dem Tod weitergeht. Dazwischen immer wieder die unbekümmerten Sätze des Kindes, das so viele Fragen nach Tod, Ewigkeit und Leben hat. Der Opa, der Geschichten aus der Bibel zum Trost erzählen kann, die Eltern, die das als weltfremd abtun und das Kind, das fasziniert dem lebenserfahrenen Großvater an seinem Lebensende lauscht. Und irgendwann fällt der Satz: „Der Tod ist die einzige Gewissheit, die wir am Anfang des Lebens mit auf den Weg bekommen.“
Genau diese Erkenntnisse scheinen die zuhörende Gemeinschaft in der Heuchelheimer Kirche trotz Überlänge beisammenzuhalten. Als die letzten Klänge an der Orgel von „Sehn wir uns wohl einmal wieder“ verstummt sind, dankte Kirchenvorsteherin Ines Dauernheim den Gästen fürs Kommen und das geduldige, gebannte Zuhören. Martina Weber und Ralf Schäfer dankte sie für einen emotionalen Abend voller zu Herzen gehender Bilder und Melodien. Sie hob hervor, dass dieser Abend nur möglich gewesen sei, dadurch, dass der Herder-Verlag der genehmigte aus dem Buch „Wie lang ist ewig“ von Susanne Niemeyer vorzulesen.
Von der Kraft der Beständigkeit
Reichelsheim. „Von der Kraft der Beständigkeit“ ist der Titel des Kunstwerks, das die Empore der Heuchelheimer Kirche schmückt. Am Erntedanksonntag, 1. Oktober, 10 Uhr lädt die Gemeinde zu einem Gottesdienst rund um dieses Kunstwerk ein. Pfarrer Dr. Markus Zink, der im Zentrum für Verkündigung der Landeskirche für Kunst in Kirchen zuständig ist, wird den Gottesdienst gemeinsam mit dem Kirchenvorstand gestalten. Künstlerin Barbara Bux ist ebenfalls anwesend. Sie wird berichten, wie aus einer Idee, der Entwurf und dann das fertige Werk geworden ist. Auf die 13 Felder der Empore sind Platten mit floralen Motiven montiert. Die Pflanzen sind in der christlichen Mythologie den drei Heiligen zuzuordnen, denen die Kirche vor mehr als 600 Jahren geweiht worden ist. Für den Heiligen Georg steht die Drachenfrucht, für Valentin Efeu. Lilie, Rose und Granatapfel sind mit Maria und Jesus in Verbindung zu bringen. Dazu hat Grafikerin Bux eine Vielfalt geometrischen Körpern und Verläufe wie eine Partitur gezeichnet, um die Beständigkeit und Kraft der Schöpfung auszudrücken. Bux und Dr. Zink werden nach dem Gottesdienst noch für Gespräche zur Verfügung stehen. Die Kirchengemeinde bietet einen Imbiss und Getränke an. Die Kirche wird an dem Sonntag noch längere Zeit geöffnet sein, je nach Zuspruch bis etwa 14 Uhr sein, so dass Gäste, die erst nach dem Gottesdienst kommen möchten, auch die Chance haben das Kunstwerk zu bestaunen und die Künstlerin kennenzulernen.
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Wenige Farben, die noch dazu perfekt auf den Innenraum der Kirche abgestimmt sind, dazu florale Motive, die ein Bezug zur über 600 Jahre alten Kirche in Heuchelheim haben, zieren die Empore der kleinen Dorfkirche. Foto: Dauernheim
(id, 12.9.2023)
Heuchelheim feiert seine „neue“ Kirche
Reichelsheim. Es ist soweit: Die Kirche in Heuchelheim wird wieder eingeweiht. Fast vier Jahre ist die 100-Quadratmeter-Dorfkirche saniert und restauriert worden. Pfingstsonntag, 28. Mai, 10 Uhr beginnt der Festgottesdienst. Diesen gestaltet Pfarrerin Andrea Krügler musikalisch begleiten ihn Ralf Schäfer (Orgel), Michael Möbs und Heike von Blanckenburg (Gesang) sowie Andreas Schmidt (Trompete). Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es Informationen rund um die Bauphase und einen Ausblick, was zukünftig in der Kirche möglich sein wird. Rund um die Kirche kann gefeiert werden, die Feuerwehr bietet am Dorfplatz Essen und Getränke an, später lädt die Kirchengemeinde zu Kaffee und Kuchen ins Dorfgemeinschaftshaus ein. Im Kirchgarten wird ein Zelt aufgebaut, so dass möglichst viele Gäste an der Einweihung teilnehmen können. Ab 13.15 Uhr spielen Orgelschülerin Fiona Karl sowie die Organisten Jonathan Werner und Dr. Ralf Schäfer Orgelmusik.
Im Inneren der Kirche hat sich in den vergangenen vier Jahren einiges verändert: Neben einer neuen Heizung mit Lüftung, ist die Elektrik komplett erneuert worden. Auf den ersten Blick beim Eintreten wird der Sandsteinfußboden auffallen sowie Altar und Ambo (Stehpult). Die beiden Prinzipalstücke sind vom Künstlerpaar Charlotte Gehrig und Mark Hilgenfeld aus Plexiglas und des Holzes aus dem alten Altar gestaltet worden. Die Kirche kommt nun völlig ohne Bänke aus, die Kirchenbesucher sitzen künftig auf Stühlen. Wandert der Blick an die Empore ist dort auf den 13 Feldern eine umlaufende Zeichnung zu sehen. Granatapfel, Lilie, Efeu, Rose und Drachenfrucht fallen auf. Das sind Pflanzen, die in der christlichen Mythologie den drei Heiligen zuzuordnen sind, denen die Kirche vor mehr als 600 Jahren geweiht wurde: Valentin, Georg und Maria (die Mutter von Jesus Christus). Die Pflanzen werden durch rankende Elemente, die von Gefach zu Gefach verlaufen, verbunden. „Das gleicht den Noten einer Partitur eine Hymne auf Liebe, Mut, Fruchtbarkeit und Vielfalt“, erklärt dazu Künstlerin Barbara Bux, die dieses Werk für die kleine Dorfkirche geschaffen hat. Musikalisches Herzstück der Heuchelheimer Wohnzimmerkirche ist weiterhin die Bernhard-Orgel aus dem Jahr 1859. Während der Restaurierungsphase ist sie von Orgelsachverständigen begutachtet worden, dabei haben die Fachleute dem Kirchenvorstand empfohlen die Orgel an die Brüstung der Empore zu setzen, da sie als Brüstungsorgel von dem Erbauer konzipiert worden ist. Tatsächlich stand das Instrument bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf inzwischen nicht mehr vorhandenen Empore an der Ostseite der Kirche. Nun hat sie wieder einen Platz direkt an der Brüstung. Verändert hat sich auch die Farbgebung von Orgel und der Einrichtung. Waren Orgel und Empore früher grün gestrichen, sind sie nun in grau gehalten. Die Wandfarbe ist ein gebrochenes weiß. Umlaufend unter der Decke ist eine absetzende Linie zu erkennen. Der vorherige Putz an den Wänden musste nahezu komplett entfernt werden. Stimmungsvoll wirkt es, wenn die LED-Leuchten warmes Licht verströmen. Die Bauleitung der lag bei Architektin Tine Göllner. Im Projektteam haben die Architekten Joachim Sykalla, Eva Stendel und Dirk Schindewolf von der Bauverwaltung Oberhessen der Evangelischen Landeskirche Hessen Nassau (EKHN), Ines Dauernheim und Heidi Mayer vom Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Reichelsheim sowie den Pfarrerinnen Angela Schwalbe und Andrea Krügler mitgewirkt.
Den größten Teil der Restaurierungskosten hat die EKHN übernommen. Die Kirchengemeinde hat in den vergangenen Jahren Spenden generieren können, um ihren Anteil stemmen zu können und die Kunstwerke anzuschaffen. „Wir danken allen Spender herzlich für ihre Gaben“, erklärt der Kirchenvorstand. Weitere Spenden seien willkommen, um noch anstehende Anschaffungen wie weitere Stühle, Sitzkissen, einen Wagen für die Gesangbücher anzuschaffen. Hier die Kontodaten: Regionalverwaltung Wetterau, IBAN: DE 29 5206 0410 0004 1002 55, BIC GENPDEF1EK1, Verwendungszweck: Reichelsheim 01 811000 Spende Kirchenrenovierung Heuchelheim
Wer die Atmosphäre während Konzerten in der Kirche erleben möchte, hat dazu die Gelegenheit. Organist Ralf Schäfer hat eine Sommerkonzert-Reihe organisiert. Sie beginnt am Sonntag, 4. Juni, 17 Uhr – dann unterhalten „Ralf Schäfer und Freunde“. Am Donnerstag (Fronleichnam) 8. Juni, ebenfalls um 17 Uhr gastieren Anneli Richter und Erik Hernandez mit ihrem neuen Programm „SolyMar“. Spitzen-Organist und Orgel-Professor Tomasz Adam Nowak beendet die Sommerkonzert-Reihe am Sonntag, 11. Juni, 17 Uhr.
(id 19.5.2023)